SCHEPPERN

SOLO

Vor vielen Jahren bekam ich einen Glaskrug geschenkt, an dem ich meine Freude hatte. Mit der Zeit konnte ich ihn trotz eines Sprungs weiterhin verwenden. Kein Tropfen ging verloren. Vor kurzem stellte ich ihn auf den Tisch und bemerkte den veränderten Klang - dumpf, wie abgewürgt, gebrochen. Das läutete das Ende ein, denn er behielt nur noch kurz das Wasser für sich.

... der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht ...

Hörten Sie auch eben diese Redewendung?

 

DUO

Auch unsere menschlichen Beziehungen erleiden manchmal einen Sprung - die Freundin verhält sich nicht so, wie ich es mir wünsche, der Partner reagiert anders als ich es brauche, die Nachbarn verhalten sich, als gäbe es nur sie in der Umgebung etc. Begegnungen können dann dumpf, wie abgewürgt, gebrochen scheppern.

Natürlich bedarf es einer individuellen wie gemeinsamen Auseinandersetzung - soweit das jeweils möglich ist. Ich setze diesen Schritt nun voraus, will ihn über­springen und zur Frage weitergehen: Was haben wir dann erkannt?

Vielleicht: Kochendes Wasser eignet sich definitiv nicht für einen Glaskrug mit Sprung. Eine Beziehung, die darin besteht, dem Gegenüber zu erklären, dass ich Recht habe, kann sich zum Empfang oder der Abwehr dieser Ansagen entwickeln. Eine Begegnung, die auf Distanz setzt, bringt naturgemäß wenig Nähe mit sich.

All das ist wenig überraschend.

Doch wie gehen wir mit der Erkenntnis um? Was machen das Du-und-Ich nun mit dem Erlebten?

Bringt die Begegnung mit sich selbst den ersehnten Frieden?

Löst ein Abschied in Würde das Gelärm?

Erleichtert ein Gewitter die Spannung und gibt danach den Blick auf eine innerlich gereinigte Landschaft wieder, die zur Annäherung einlädt?

 

TRIO

Recht unerwartet kam ich Mitte Juli in den Genuss eines Konzertes. Der Abend war in seiner Gesamtheit so erfüllend, dass seine Wellen mich bis jetzt begleiten. Eine Fülle an Aspekten trug dazu bei. Worauf ich hier Bezug nehmen will, ist folgende Wahrnehmung: Ich erlebte die drei Musizierenden in zwei Richtungen stimmig: einerseits jeweils für sich präsent, unabhängig, kompetent; andererseits - nicht zuletzt gerade deshalb - im Trio aufeinander hörend, in einer fließenden Bewegung von Geben und Nehmen, lebendig in den vielen Farben des Ausdrucks.

Nicht Konkurrenz, Rechthaberei, Beweisführung standen hier im Mittelpunkt.

 

Wodurch gelingt es Ihnen, präsent zu sein?

In welcher Haltung nähern Sie sich unbekannten oder vertrauten Menschen an?

Worauf hoffen Sie in einer Gemeinschaft, im Miteinander?

 

Wie würden Sie es nennen, wenn ein hörendes Geben und Nehmen gelingt, wenn Wohlwollen und Interesse das Gemeinsame prägen, wenn die eigene Selbständigkeit eine Zuwendung zu anderen ermöglicht und erleichtert? Für mich lässt sich dieses Erleben in einer Qualität zusammenfassen:

Liebe, ohne Pathos

 

Liebe bringt nicht immer mit sich, dass Dinge so aufgehen, wie wir es wollen, sie erfordert manchmal Abschied von Erhofftem und sie bringt Klarheit mit auf den Tisch.

Leben wird genießbar, kostbar, weniger Kampf und mehr Tanz.

Anstatt zu scheppern können wir einfach

KLINGEN