Umgangssprachlich beschreiben wir etwas als ‚nicht ohne’, wenn wir beeindruckt, erstaunt, manchmal auch entsetzt sind. Eine Situation, ein Phänomen, ein Ereignis, ein Mensch lösen diese Regung aus. Weniger denken wir bei diesem Ausdruck beispielsweise an den schlüssigen Vorsatz, nicht ohne den Haustürschlüssel das eigene Heim zu verlassen.
Gibt es in der Tat etwas, von dem wir behaupten könne, nicht ohne leben zu können?
mit ohne
Wenn Sie sich in Ihrem Leben umschauen, sind Sie bestimmt von so manchem Umgeben, von dem Sie sagen ‚Ich möchte nicht ohne … sein’. Vieles vermag unser Leben zu bereichern. Aus Erfahrung wissen wir, dass uns Gegenstände abhanden kommen, der Wohnort nicht in Stein gemeißelt ist und sich selbst Beziehungen zu Menschen ständig verändern bis hin zur letzten Konsequenz, dem Tod. Ungefragt stehen wir plötzlich doch ‚ohne’ da.
Kam Ihnen als Erstes anderes in den Sinn? Begegnungen, Musik, Kunst, die Geburt der Kinder, wärmende Sonnenberührungen, ein besonderer AugenBlick, Ihr Mut beim Überwinden eigener Grenzen, … Was auch immer im Außen wegfällt – dieses Erleben bleibt uns erhalten, wie ein Tropfen, der sich nicht mehr aus dem Meer herausfiltern lässt.
Was bleibt
… wenn Sie sich vorstellen, Vergängliches entzieht sich Ihnen? Mensch und Tier, Hab und Gut.
Vielleicht beginnt vorerst das Herz leicht panisch schneller zu schlagen, folgt ein stürmischer Impuls, noch rasch festzuhalten, was in unseren Händen liegt. Es wäre nur allzu verständlich. Und danach? Vielleicht hilfloses Herumirren, da muss doch noch etwas da sein, da war doch immer etwas. Was bleibt, wenn alles geht?
Windstilles Staunen
Ja, da war immer etwas. Da war immer jemand.
Denn wenn sich all der Sturm der Angst gelegt hat, die Panik der Ruhe weicht, … ich zögere, es zu beschreiben, als bliebe der Mund vielsagend stumm offen … dann stehen wir vor uns selbst.
Einer unbeschreiblichen Fülle, ohne Wenn und Aber. Vielleicht stammeln wir dann, weinen freudvoll erleichterte Tränen, möchten tanzen und innehalten zugleich – all das und noch viel mehr.
Dieses Sehnen, den eigenen Puls zu leben, ist uns ins Herz geschrieben. Diesen Weg zu gehen, trotz aller Widerstände von außen oder innen, ist herausfordernd und belebend zugleich, als würden wir uns auf hoher See dem Sturm aussetzen. Wir können das, weil jemand mit im Boot sitzt, die Wogen glättet, der Angst Einhalt gebietet und unser Vertrauen aus der Kajüte lockt.
Wir können uns gegen die Sehnsucht wehren, aber sie nicht verhindern. Niemand muss sich diesen Impuls verdienen oder erarbeiten, er wächst uns entgegen …
Im Anfang heißt es ja bereits:
Das Leben ist NICHT OHNE, ABER SEHR GUT!
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