In den späten Sommermonaten lässt sich jede Menge Obst und Gemüse verarbeiten - durch das Konservieren verlängern wir die Lebensdauer kostbarer Lebensmittel. In den folgenden Herbst- und Wintertagen können wir immer noch sonnengereifte Früchte genießen. Ich höre innerlich die Worte Rainer Maria Rilkes: 'Herr, es ist Zeit. Der Sommer war groß ...'
Was jedoch zu lange konserviert wird, gerät in Gefahr den Geschmack zu verlieren oder - denken wir an Früchte geistiger Natur - ins Konservative abzugleiten.
Woran finden Sie Geschmack?
WESENTLICHES
Im eigentlichen Sinn bedeutet konservieren 'erhalten, bewahren'. Wir wollen bewahren, was uns am Herzen liegt, von besonderer Bedeutung ist, was nicht verloren gehen soll.
Ob sich bereits ein Erinnerungs-Stück Ihrer Sommertage in Ihren Wohnräumen findet?
Jeder Berg, den ich besteige, wird um einen kleinen Stein erleichtert. Dieser findet sich dann auf meiner Fensterbank ein. Im besten Fall erinnert seine Form an das Profil des Berges, den Charakter des Weges. Fällt mein Blick darauf, freue ich mich oft auf die nächste Tour.
Unangenehm kann das Konservieren werden, wenn es uns das Jetzt nimmt. In meinem Fall würde es bedeuten, dass das Gehen lediglich den Erinnerungsstein in den Fokus nimmt - blind für Gämsen, Begegnungen, Stille, Quellwasser am Weg. Mir würde sehr viel verloren gehen, obwohl ich doch etwas 'Bleibendes' vom Berg mitnehme. Der Stein bleibt. Doch die vielen Augenblicke des Weges ...?
Nicht selten passiert Ähnliches mit Verhaltensweisen, Gedanken, Überzeugungen - den geistigen Früchten. Was konserviert ist, wird nicht mehr angepasst, fragt nicht nach Beweglichkeit.
Entspricht das der Realität des Lebens?
AUSSAGEN
Versuchen wir, mit dem Konservieren das Leben zu diktieren, ist der Dialog verstummt.
Wir können uns nicht erstarrt bewegen.
Wenn wir nicht aus der konservierten Dose leben wollen, brauchen wir wohl Vielfalt -
Bewahren und Bewegung, Begegnung.
Worin bestehen Ihre Grundfesten, die tragenden Mauern Ihres Lebens?
Wie gestalten Sie Ihre flexiblen Wände, freien Räume?
Und: In welchen Situationen gelingt es Ihnen ohne konservieren, im Hier und Jetzt zu sein?
Erstaunlicherweise bleiben uns diese Erfahrungen ebenso erhalten.
Sie bekommen einen unvergänglichen Platz
Mit dem Menschen gegenüber, der Landschaft, den Aufgaben meiner Hände oder Gedanken, einem unhinterfragbaren DU im Gespräch sein - und das Leben bleibt ein unentwegtes
KONVERSIEREN.
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