Es gibt Gegenden, in denen die Anrede klar ist: im Freundeskreis oder der Familie, sprichwörtlich über 1000 Höhenmetern in den Bergen oder auch in unseren westlichen Bundes-ländern. Dort begegnen einander Menschen per Du; Lebenslauf, Herkunft, Einkommen, Alter unbedeutend.
Ich freue mich immer wieder daran, dass auch bei mir um die Ecke dieses Du gepflegt wird. Kinder grüßen Alte mit ‚Griaß di’. Der Gruß wird erwidert. Natürlich. Es fühlt sich ein wenig nach Bullerbü an.
Ein Du lädt ein, vermag Lächeln und Vertrauen aus-zulösen, ein Gefühl von Zugehörigkeit, ein Beginn
Ein DU fragt. Wonach?
Verloren?
Übersetzt man ‚perdu’ aus dem Französischen, bedeutet es ‚verloren’. Als Sprachspiel betrachtet, könnten wir fortsetzen: Ohne ein DU gehen wir verloren.
Ein angebotenes Du kann schnell Brücken bauen. Und schon erkennen wir nach der Anrede ein konkretes Gegenüber, ein menschliches DU. Ein Gespräch gestaltet sich und
wir finden uns.
Mit einem Menschen auf DU und DU zu sein ist etwas Wunderbares, Belebendes. Wir treten in Beziehung und unser Herz beginnt zu tanzen, Fragen bäumen sich auf, eine Ruhe sickert bis in den Seelengrund.
Erweitern wir die menschliche Begegnung, können wir erkennen, dass jedes DU nach einer Antwort fragt, nach mir selbst – unverblümt, direkt, interessiert.
Ein Schmetterling setzt sich auf mein Knie und ich …
Bewegende Musik erklingt und ich …
Eine Aufgabe fordert mich heraus und ich ...
Mit dem Leben auf DU und DU
Das Leben fragt uns an, wie eine unentwegte Chance. Es ist immer an uns, wie und ob wir darauf antworten. Wie wollen wir es halten?
Wie der Monolog eines Radiogerätes – es lässt sich aktivieren, gibt Musik wieder, auch wenn wir, vom Gerät völlig unbemerkt, den Raum verlassen können.
Wie ein Dialog mit einem Instrument – erst durch unser Anrühren, kommt es in Schwingung und wir selbst auch, mitunter sogar noch andere Menschen.
Die Beispiele lassen sich unzählig fortsetzen. Manches DU bringt uns gar zum Strahlen – Worte, Musik, Speisen, Düfte, Menschen, Technik, ganz individuell. Wie Gipfelerlebnisse.
Wie wäre es, sich von ihnen anstecken zu lassen? Als duzte uns der Gipfel, und wir antworten mit gepacktem Rucksack und Bergschuhen.
Indem wir antworten, kommen wir in Bewegung, es bringt uns auf ‚tausend’ oder gar darüber hinaus.
Lassen wir uns den Gipfel auf Zunge und Herz zergehen.
Das Leben will uns DUzen
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