Ich behaupte regelmäßig, dass die Straße von meinem Wohnort Richtung Stadt eine der gefährlichsten ist, vor allem bei klarer Sicht. Das hat schlicht damit zu tun, dass dann der Blick in die Alpen atemberaubend ist.
Die Kraft, Anmut und Kontur der Berge haben das Potenzial, meine Aufmerksamkeit auf den Verkehr samt meiner Fahrtüchtigkeit zu gefährden.
Jedes Mal wieder falle ich in Staunen ... und kriege mich auch wieder ein, bevor es gefährlich für andere wird.
Was raubt Ihnen in gutem Sinn den Verstand?
VOM EWIG-GLEICHEN ...
Gehen auch Sie manchmal in Gedanken verloren durch die Gegend? Besorgt, mit Blick zum Boden?
Klebt unser Blick zu lange in beklemmender Trübnis, haftet an der Vorstellung der Ausweglosigkeit, der Resignation, bleiben Haltungsschäden nicht aus – körperlich wie psychisch. Als schrumpften wir auf die Gewohnheiten des Ewig-Gleichen, klingen wie eine trockengelegte, dumpf klappernde Mühle, trampeln womöglich auch noch auf anderen herum.
Nicht ungefährlich.
Doch auch ausweglos?
Der Talmud ermutigt uns, auf Gedanken, Worte, Handlungen, Gewohnheiten und Charakter zu achten – eines würde aus dem anderen hervorkommen und schließlich unser Schicksal gestalten, heißt es. Demnach haben wir viel in der Hand!
... ZUR ERNEUERUNG
Ich war ganz begeistert, als ich in einer Dokumentation vom Wechsel des Vogelkleides hörte. Der Ornithologe beschrieb diesen periodischen Austausch von Federn. Sie kennen wohl den Ausdruck für diese Erneuerung: mausern
Umgangssprachlich hat sich ein Mensch gemausert, wenn er sich entwickelt hat, gewachsen ist, wenn aus Jugendlichen Erwachsene werden. Meine jungen Neffen und Nichten fallen mir ein – und wie sie sich gemausert haben. Ich fühle Freude, Dankbarkeit und tantenhaften Stolz.
Auch unsere innere Haltung kann wachsen – zu einer, die uns selbst und andere aufrichtet, die den Blick auf Mögliches weitet, uns gemeinsam die Flügel spreizen lässt, um Neues zu entdecken.
Und wir mausern uns, selbst in mühsamen, herausfordernden Zeiten!
Wie klingt Ihr Spielraum zur Gestaltung Ihrer individuellen Herausforderungen?
Was erhebt Ihr Haupt, Ihre Schwingen wenn Sie betrübt vor sich hin gehen?
Mit wem teilen Sie Freude, Kummer, Inspiration?
Mir hilft ganz gewiss dieser Blick ins Gebirge - immer wieder.
Ganz unerwartet reißt der Himmel auf und strahlt die Bergkette an. Dafür bin ich über die Maßen dankbar. Sie bewahrt mich einerseits vor dem Trott des Gewöhnlichen, hebt mir Haupt und Sinn und stellt ins rechte Licht, was von Bedeutung ist!
Die Mühle des Ewig-Gleichen verlangsamt sich, ich bin wieder bei Sinnen und fühle mich
GEBORGEN
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