Lassen Sie mich diesmal eine etwas ungewöhnliche Frage an den Beginn stellen: Wie handhaben denn Sie die Länge Ihrer Fingernägel?
Es bieten sich ja manche Möglichkeiten an: einfach ignorieren – sie brechen ohnedies irgendwann von selbst ab; Daran nagen – irgendeine Ablenkung braucht der Mensch; Mit Schere, Zwicker oder Feile in Form bringen – je nachdem, in welcher Funktion Sie sie brauchen?
Doch was haben Fingernägel mit einer orthogra- phischen Herausforderung im Titel zu tun? Werden Sie gleich lesen …
Zurück zum Anfang
Bereits im Mutterleib sind wir mit unseren Fingernägeln „ausgestattet“ und haben zu diesem Umstand wenig beigetragen. Es lässt sich daraus folgern: Sie sind ein Geschenk.
Wann haben Sie zuletzt ein Geschenk erhalten? Es hängt nicht von finanziellem Wert oder der Größe ab; jemand hat Ihnen etwas gegeben. Wollen Sie sich einen Augenblick daran erinnern: Wie sind Sie mit dieser Gabe umgegangen? Was haben Sie dabei erlebt, gefühlt?
Weil ich Ihr Beispiel nicht kenne, erzähle ich ein Erlebnis von mir: Unlängst stand ich mit meiner jüngsten Nichte im Freien, die Sonne meinte es noch mal herbstlich gut mit uns. Wie wir so da stehen, schenkt mir die Kleine ein vertrocknetes Blatt. Es war nicht einmal bunt gefärbt, einfach braun, auch mit Löchern drin. Nicht wirklich „besonders“ also. Besonders war dafür, wie sie mich dabei ansah. Sie kennen bestimmt auch diese strahlenden Kinderaugen. Schon waren es zwei Geschenke: das Blatt und ihr Strahlen.
Und dann: inne halten, danken, genießen, das Blatt in meinen Händen halten. Mit dieser Freude im Herzen lässt sich gleich ein neuer Baum pflanzen, voll neuer Blätter...
In unbedachten Momenten könnte man auch so reagieren: „Aha, naja, danke. Aber schau, da drüben liegen wirklich schöne Blätter, aus denen könnte man auch noch was machen!“ Kein Wunder, wenn es dabei in der Magengrube zieht und das Herz kurz wie auf Eis gelegt wirkt.
Neue Grund-Lage
Was uns in glanzvollen Augenblicken mit einem vertrockneten Blatt gelingt, könnte doch eine Grundlage für unser Leben sein, unserem Leben guten Grund geben.
Wie geht es Ihnen mit der Vorstellung, Ihr Leben liegt wie ein Geschenk in Ihren Händen, Ihnen anvertraut? Gespannt wartet es darauf, wie Sie mit ihm umgehen, was Sie daraus machen? Ob Sie es entwickeln, zur Seite legen, erwidern, herzeigen, gestalten, verstauben lassen, erkennen, annehmen, … zaghaft, beherzt, geduldig, entschlossen, verspielt …
Spüren Sie zum Beispiel, dass Sie sich in IHREM Körper (samt Ihrer Fingernägeln) bewegen, bereits Ihr ganzes Leben lang? Fühlen Sie, dass es von Bedeutung ist, dass Sie sind, wer Sie sind und wie Sie sind?
Bleiben wir bei dem Bild vom Geschenk: Wie wir damit umgehen, entscheiden wir selbst. Es zu ignorieren bringt Konsequenzen mit sich. Ihm Beachtung zu schenken ebenso, nur andere.
Verantwortung, die das Leben bejaht – eine andere gibt es wohl nicht – wird zum Dünger ... für uns selbst und für andere. (Jetzt löst sich hoffentlich der Knoten im Hirn, was „VerantworDung“ meint…)
Das Geben und Nehmen bleibt lebendig, wie ein anregender Dialog, die Neugierde lässt uns weiter nach Erfahrungen suchen, wir nehmen unser Leben selbst in die Hand und schieben es nicht anderen in die Schuhe.
Ein derart genährter, gesättigter Boden lässt Freude, Dankbarkeit, Gelassenheit, Humor, Leidens- und Liebes-fähigkeit, Mut, Dynamik … Wurzeln schlagen.
Und Leben gedeiht
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