Nach der gehauchten, entschlossenen Zusage, das Gegenüber lieben, achten und ehren zu wollen, macht sich berührte, erleichterte, befreite Stimmung im Kirchen- Raum breit. Zwei Menschen gehen das Wagnis ein, nicht wissend, was da kommen mag - lediglich dieses vertrauende JA als Geländer für unterschiedliche Wegstrecken.
So weit, so bekannt.
Und Sie?
Ich frage Sie nicht nach Ihrem Familienstand,
sondern danach, wie Sie zu sich selbst stehen? Haben Sie sich heute schon von Ihrem Spiegelbild beeindrucken lassen, sich selbst in die Augen gesehen, sich mit einem liebevollen Blick Ansehen geschenkt? Wenn nicht, könnten Sie es jetzt tun und erst weiter lesen, wenn Sie wirklich in den Spiegel gesehen haben ...
Wie war´s?
Witzig, eigenartig, selbst-verliebt, unsicher, unbeholfen, mutig, überrascht? Sind Sie einfach dagestanden oder haben Sie – wie ich – es doch nicht lassen können, ein wenig an den Haaren, … zu verändern.
Ich gebe zu, dass das eine der schwersten Zumutungen ist, mit der uns das Leben immerzu herausfordert – die Frage: Liebst du dich?! Gleichzeitig könnte es doch ganz einfach sein!
Im Großen und Ganzen würden wir das schon bejahen, natürlich. Der Teufel kommt bekanntlich im Detail, dann nämlich, wenn es wirklich um´s Ganze geht. Gilt dieses JA zu mir auch vor der ersten Wäsche am Morgen, noch ganz verschwitzt nach Anstrengungen, in Zeiten des Klein-Seins, weil wir verletzt haben oder wurden?
Gilt dieses JA?
Oder hält es nur bis zur nächsten Kreuzung, an der wir den Unzulänglichkeiten anderer oder unserer eigenen begegnen?
In guten wie in schlechten Zeiten!
Da ist er, der Hammer dieses Versprechens. Eigentlich unzumutbar, eine Überforderung! Doch wer behauptet, dass es uns immer leicht von der Hand gehen muss, dass es immer gleich gut gelingen muss? Wir dürfen auch damit ringen, scheitern, neu versuchen!
Wenn Sie es wollen, stellen Sie sich ein anderes Mal vor den Spiegel, in die Wiese, in einen Bach, wo auch immer Sie sich gestärkt fühlen und sagen Sie sich selbst zu:
Ich will mich
lieben
achten
und ehren
alle Tage meines Lebens
Lassen Sie einen Moment lang alle verneinenden Gefühle beiseite und geben Sie Ihrem Inneren eine Chance, das sich über so viel Bejahung freut wie ein kleines Kind.
Ich gebe Ihnen Recht, dass uns das nicht immer und zu jeder Zeit möglich ist. Doch es gibt eine Kraft, die unentwegt, im Pulsieren unseres Herzschlages, im Ziehen unseres Atems, im Augenschlag unserer Lider ihr JA erneuert. Nennen Sie diese Kraft, wie auch immer es Sie ermutigt – Leben, Liebe, Gott.
Es ist, als würde uns dieser Lebensquell die bekannte Frage aus den Jugendtagen stellen: Willst du mit mir gehen?
Und wir könnten mit dem Brustton der Entschiedenheit antworten:
Ja, ich will!
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Gerhard Fischill (Dienstag, 14 Juni 2016 17:41)
Das Warten hat sich gelohnt;-) Ich habe die Zeilen wieder sehr genossen - schöne Gedanken voller Poesie. Ich gratuliere!
Karin Grössenbrunner (Mittwoch, 15 Juni 2016 19:36)
Lieber Gerhard!
Wie schön, danke. Ich hoffe, du hast den Blick in den Spiegel nicht minder genossen ,-)
Ulli Eberhart (Mittwoch, 12 Oktober 2016 19:31)
Liebe Karin!
Weil ich deine Zeilen so genieße, melde ich mich hier.
Ich genieße deine Gabe, schwierige Dinge in so leichte, schöne Worte zu fassen.
Das Allerschwierigste ist und bleibt die Selbstliebe.
Danke für deine Inspirationen!Ulli
Karin Grössenbrunner (Donnerstag, 13 Oktober 2016 10:39)
Liebe Ulli!
Wie schön, so eine Rückmeldung zu lesen - Herzlichen Dank!
Ja, zur Liebe gibt es keine Alternative, egal, ob es uns schwer fällt oder leicht sie zu leben, mit uns selbst oder mit anderen.
Allein diese Gewissheit kann schon eine belebende Inspiration sein!
Karin